Sri Lankas Kontur gleicht einer Träne oder der eines Edelsteins. Von beidem gibt es reichlich in diesem wunderschönen Land. Tränen, die vergossen wurden über den Verlust von Königreichen, von denen die über 1500 Jahre alten Ruinen der antiken Weltkulturerbe Stätten Arundhadnapura und Pollonaruwa zeugen, über Aufstände gegen die britische Kolonialherrschaft, den Bürgerkrieg zwischen Tamilen und Singalesen und jetzt, die wirtschaftliche Situation.
Erst vor wenigen Tagen hat die Parlamentswahl stattgefunden. Die Wahlbeteiligung war mit 75 % sehr hoch und es war überall ein großes Thema. Viel hängt davon ab, damit sich das wirtschaftlich angeschlagene Land von seinem Staatsbankrott erholt. Alle hoffen darauf, dass die neue, marxistisch orientierte, Regierung, mit ihrer Zweidrittelmehrheit, das Land, nach dem wirtschaftlichen Kollaps im Jahr 2022, von seinen Schulden befreit und in eine goldene Zukunft führt.
Wir, als Touristen, merken davon nichts. Die Menschen sind freundlich und sehr bemüht, uns eine schöne Zeit zu bereiten. Sie lächeln, trotz der Sorgen, denn auch der Tourismus ist, seit der Corona Zeit, noch nicht wieder auf demselben Niveau.
Arundhadnapura
In Arundhadnapura sehen wir vollständig renovierte und beeindruckende große Stupas, die größten im südostasiatischen Raum. Stupas und Tempel sind die heiligen Stätten der Buddhisten. Diese glockenförmigen, soliden Gebäude werden, ähnlich, wie die Pyramiden, um eine Reliquie herum gebaut, nur sind es keine Grabstätten.
An die 100.000 Menschen lebten vom 3. Jh. v. Chr. bis ins frühe 11. Jh. in dieser, weit entwickelten, Hauptstadt, bis sie von tamilischen Truppen zerstört wurde. Von der einstigen Pracht zeugen heute noch Ruinen und der älteste historisch dokumentierte Baum der Erde, ein Ableger des heiligen Bodhi-Baums, unter dem Buddha Erleuchtung erlangte. Er ist von einem goldenen Zaum umgeben, seine Äste werden von goldenen Stelen gestützt und er wird besonders bewacht, denn er ist, in der buddhistischen Welt, ein Heiligtum. Die weiß gekleideten Pilger bringen ihre Opfergaben hierher.
Eine besonders beliebte Gabe für Mönche ist ein fertig gepacktes Paket, dass neben einem Gürtel für die Robe und Räucherstäbchen auch Socken enthält, das SOS Geschenk für Mönch und Nonne sozusagen. Schwaden von Räucherstäbchenwolken und ein Meer von Kerzen, Lotusblumen und gemurmelten Gebete zeugen von der Bedeutung dieses seelenvollen Ortes. Sind die Kinder glücklich zur Welt gebracht, Krankheiten geheilt, Wünsche erfüllt worden, dann kommen die Gläubigen hierher, um sich mit ihren Gaben dankbar zu zeigen.
Lion Rock
Am frühen Morgen reihe ich mich dann in die Schlange ein, die den Lion Rock ersteigen will. Es sind viele Stufen und Treppen, bis man auf dem Gipfel steht. Der weite Blick ins Land und über die vielen Stauseen, die die Völker schon vor langer Zeit zur Bewässerung ihrer Felder und für ihr Trinkwasser angelegt haben, sind immer noch erhalten und in Benutzung. Es sollen mehr als 300 in dieser Region sein.
Vom Königspalast sieht man nur noch das Fundament, aber, ähnlich wie in Machu Picchu, in Peru, erahnt man die Macht und Magie, den dieser Ort früher verströmt hat. Uneinnehmbar und für die meisten Untergebenen unerreichbar thronte der König über seinem Land, bis sein Bruder ihn mit seinen Truppen von demselben herunterwarf, seine Soldaten zum Feind überliefen und er sich infolgedessen das Leben nahm. Die Geschichte von der Macht bzw. davon, wie sie sich gegen einen selbst richtet: klassisch, zeitlos und top aktuell.
Nachdem Arundhadnapura aufgegeben worden war, entstand in Pollonaruwa ein Königreich, das von 1070 bis ins 13. Jh erblühte. Wie in Angkor Wat regierten aufeinanderfolgend drei Könige, die unglaublich prachtvolle, teilweise neunstöckige Gebäude errichten ließen. Nach der Blütezeit verfiel es und wurde vergessen. Für die historisch Interessierten gibt hier mehr Informationen https://www.sahapedia.org/kingdom-of-polonnaruwa.
Wir verbringen einen ganzen Tag zwischen den, teilweise, sehr gut erhaltenen Ruinen, dann wechseln wir von Kultur zu Natur und fliegen in den Süden, um im Nationalpark Yala eine Safari zu machen. Inlandsflüge sind in Sri Lanka eine eher ungewöhnliche Transportmethode. Die lokale Airline Cinnamon Air verfügt über ein Wasserflugzeug und eine kleine Cessna, mit der sie auf Militärbasen starten und landen. Um diese betreten zu können, müssen viele Fragen beantwortet und viele Unterlagen ausgefüllt werden. Schließlich dürfen wir boarden und genießen unvergeßliche Ausblicke.
Nationalpark Yala
Im Süden angekommen, wohnen wir sehr authentisch in einer wunderschönen Safari Lodge, direkt am Meer. Abends bekommen die Gäste gelegentlich Besuch von Elefanten, so auch an unserem ersten Abend. Von der Außenterrasse sehen wir ihn, keine zehn Meter entfernt, in den Dünen stehen. Aber er kommt nicht näher und nach einer Zeit des Wartens trollt er sich schließlich.
Der Nationalpark ist 1.000 qm Kilometer groß. Jeden Tag stehen schon um sechs Uhr morgens die Safarifahrzeuge Schlange, um in den Park hineinfahren zu können. Die erste Safari des Tages dauert ca. vier Stunden, bis die Sonne zu hoch am Horizont steht. In den frühen Morgenstunden kommen die Tiere aus ihren Verstecken und strecken sich in der Sonne, nehmen die Energie für den Tag auf.
Elefantenkinder sind mit ihren Müttern auf Nahrungswanderschaft, die Wasserbüffel suhlen sich im Schlamm und die Vögel begrüßen den frischen Tag mit konkurrierenden und lockenden Gesängen. Zwischen Bäumen, Sträuchern und markanten Felsformationen leuchtet das tiefe Blau des Ozeans. Es ist eine wunderschöne Atmosphäre, durch die Rehherden und Pfaue mit aufgespreiztem Gefieder spazieren. Schöner könnte ein Tag kaum beginnen.
Vom Nationalpark geht die Reise weiter zu den südlichen Stränden. Hier donnern die Wellen, die Gicht steht in der Luft. Es ist Walsaison für Blauwale, aber die Art und Weise der Walbeobachtung ist, ähnlich wie in der Dominikanischen Republik, wenig tierfreundlich. Da genießt man besser den Gesang der Wellen, trinkt ein Glas Wein mit den Füssen im Sand und streichelt einen der zahllosen Strandhunde, die sich alle sehr friedlich, gerne zu Füßen der Gäste, niederlassen. Eine Woche voller faszinierender Bilder und Eindrücke geht zu Ende, leider, denn es gäbe noch einiges zu entdecken.
Sehr schöne Beschreibungen eines paradiesischen Land und beeindruckende Fotos.
Danke dafür, liebe Sabine.