Was macht Italien mit mir? Gefühlt löst jeder Besuch eine aktive Persönlichkeitsveränderung aus. Die Umgebung hat nicht nur einen äußerst großzügigen Einfluss auf Essverhalten und Ausgabefreudigkeit sondern sorgt stets für eine heitere Grundstimmung und Fröhlichkeit.
Über Ostern stand nach vielen Jahren ein Wiedersehen mit der Mutter aller italienischen Städte Venedig auf dem Programm. Gemäß interfamiliärer Dynamik ,wie immer sehr spontan, ergab sich ein unerwartetes Feuerwerk an Impressionen, Farbe, Klängen, Gerüchen…. ich zehre auch jetzt noch davon.
Lässt man das Auto in einem der zahlreichen Parkhäuser der Lagune, am Piazzale Roma stehen drei Parkhäuser, das Autorimessa Comunale, die Garage San Marco und das Parcheggio S. Andrea zur Verfügung, kann man in ein Fährboot der Linien Alilaguna einsteigen und sich eine Haltestelle entlang der Route aussuchen. Zum zentralen Platz in der Nähe vom Markusplatz braucht man allerdings über eine Stunde. Ein privates Taxiboot ist teuer (70 €) aber die Fahrt darin, erzeugt ein unvergleichliches Hochgefühl von Wertschätzung und Exklusivität, so dass sich diese „Investition“ ins eigene Ego an dieser Stelle absolut lohnt.
Das Taxiboot – Ankommen im Venedig Gefühl
Ich liebe es am, im und auf dem Wasser zu sein und die stilvollen Taxi Boot erzeugen schnelles Ankommen im Venedig Gefühl.
Wer Kunst liebt, kann sich hier nicht sattsehen, hat aber reichlich Gelegenheit, es zu versuchen, z.B. in der ständigen Kunstausstellungen„Peggy Guggenheim Museum“. Ein kleiner Flirt mit dem Concierge und schon steht man auf der total ausgebuchten Liste der pre-shop oder or whatever Ticketline und ist drin! Fantastico. Ohne ersthafte Lektüre geht hier natürlich nichts:
Die Lebensgeschichte dieser Lady
ist sehr unterhaltsam!
Verlag Bastei Lübbe.
9,80 €
Die Klassiker, wie Dogenpalast, Dom etc. voraussetzend, ist das Schönste, die Entdeckung des Stillen. Und man staunt: selbst Ostern, als die 127 Inseln von Venedig stellenweise wegen Überfüllung unterzugehen drohten, wo die Carabinieri den Touristenverkehr auf der Rialtobrücke regeln mussten, Labradore sich auf den Stufen winselnd weigerten weiterzugehen, findet man stille Gassen, einen kleinen Platz und eine Trattoria, mit liebevoll zubereitetem, frischem Essen, ein freundliches Gesicht.
Das jüdische Viertel – multikulturelle Begegnungen
Im jüdischen Viertel auf der Insel Canareggio wird man Zeuge des zentralen Themas des jüdischen Volkes: Flucht. Vor 500 Jahren flohen spanische Juden nach Venedig. Hier entstand Mitte des 16. Jahrhunderts die erste Synagoge. Hier bot man ihnen eine neue Heimat, sie erhielten einen eigenen Wohnbezirk: das Ghetto. So entstand das erste Ghetto und damit auch das Wort, das „abgeschlossenes Wohnviertel“ bedeutet. Hier lebten im 18. Jahrhundert über 5.000 Menschen auf 9 Quadratmetern pro Person. Die Gebäude geben auch heute noch Zeugnis des begrenzten Platzes, dem man mit der Aufstockung um mehrere Etage zu entgehen versuchte. Ein Besuch der Synagogen, der verschiedenen ethnischen Gruppen, z.B. der prachtvollen spanischen Synagoge, lohnt sich und kann organisiert werden.
Neben dem Sundowner auf dem Dach des Hotel Bauer und zwei wirklich bemerkenswerten Dinnern im Restaurant „Le chat qui ri!“ und „Corte Sconta“ haben wir der anfänglichen Angst, in Anbetracht fehlender Restaurantreservierungen und Osterüberfüllung zu verhungern, getrotzt und wohlbeschlemmt überlebt.
Das Highlight und alles Überstrahlende dieses Besuches war jedoch der Besuch auf der Insel St. Guilio und der dort 2-jährlich stattfindenden Ausstellung „Homo Faber“. Totally, fully, for ever in love! Mit wieviel Liebe handwerkliche Perfektion hier gelebt und dargestellt wird, hat mich nachhaltig beeindruckt. Menschen, die Künstler ihres Handwerks sind, luden ein, sich mit ihrer Fertigkeit zu beschäftigen und sie zu verstehen. Eine fast private Atmosphäre.
Homo Faber in Venedig – Handwerkskunst at it´s best
Homo Faber bedeutet übersetzt, der Mensch, der schafft, und ist eine Initiative der Michelangelo Foundation , die die Handwerkkunst weltweit fördern und schützen möchte. Handwerk ist Kultur und Handwerker lassen Kultur lebendig werden. Hochachtung vor diesen Talenten und dieser wunderbaren Initiative!
Der Spaziergang durch lichtdurchflutete Säle, ein stillgelegtes Schwimmbad und einen Pavillon, der zum stilechten Teeroom umfunktioniert wurde, sind unvergesslich. Was trägt, ist nicht die Show, sondern man selbst, in mitten von Exponate und dem Schaffen, als Teil des kulturellen Werdens. Das ist das, was wir tun und uns als Menschen ausmacht, schön, liebevoll und mit viel Übung: perfekt!
Guidecca, die vorgelagerte Insel, mit Blick auf das Meer, lustigen Bars, und einer privaten Atmosphäre, Murano mit dem Besuch einer Glasmanufaktur, Burano, trotz Menschenmassen: wir haben viel gesehen und noch einiges vor uns…. Ciao, chi vediamo pronto.
Das jüdische Viertel von Venedig:
Deutschlandfunk, Tlman Kleinjung, 15.06.2016
https://www.deutschlandfunk.de/venedig-das-erste-juedische-ghetto-100.html
Homo Faber:
https://www.homofaber.com/en/event