Affentourismus, Vergangenheitsbewältigung, Taucherträume und qualmende Vulkane – Reise um die Welt, Teil 27

Was man in fünf Tagen in Manado erleben kann.

Der Norden Sulawesis ist touristisch besser erschlossen als Papua. Denkt man auf den ersten Blick, denn es gibt Tauchresorts, die bekannte Lembeh Straße und den Marine Park von Bunaken. In der Provinzhauptstadt Manado gibt es ein Sheraton und andere internationale Hotels. Wir legen eine Bootspause ein und haben fünf Tage Zeit, um die touristischen Highlights der Region zu erkunden. Optisch unterscheiden sich die Hotels nicht von den gleichnamigen, in anderen Regionen der Welt. Auf den zweiten Blick sieht die Welt allerdings anders aus. Wären da nicht die unglaublich freundlichen Indonesier, die rührend um unser Wohlergeben bemüht sind und den Aufenthalt zu einem besonderen Erlebnis machen. Das Frühstücksbuffet unseres Hotels scheint in der Stadt einen besonders guten Ruf zu genießen, denn am Morgen bevölkern ganze Armeen von uniformierten Angestellten, Sicherheitspersonal oder Behörden Mitarbeiter, den riesigen Saal. Die Stimmung ist fröhlich.

Affentourismus

Eines der Highlights der Region ist der Tangkoko Nationalpark. Hier leben wilde Schopfmakaken Affenfamilien, die sich nicht verstecken und ohne Scheu fotografieren lassen. Eine absolute Besonderheit aber sind die Koboldmakis, Miniäffchen, die mit ihren riesigen Augen, jedes Herz zum Schmelzen bringen. Sie verbergen sich in den sogenannten, wild verästelten, „Schlafbäumen“. Diese 80 Gramm schweren und ungefähr 8 cm großen akrobatischen Tiere springen nachts von Baum zu Baum, um zu jagen. Es ist schwer, ein Foto von den scheuen Tieren zu erhaschen. Manche Besucher aber leuchten einfach mit ihrer Handylampe in ein Astloch und zack, schon haben sie ein großartiges Foto von einem Äffchen mit aufgerissenen Augen. Die Grenze zwischen Interesse, Respekt und Voyeurismus ist doch ein schmaler Grat.

Affen in Sulawesi

Auf der Suche nach kulturell interessanten Orten, Friseure gehören mittlerweile durchaus auch dazu, machen wir uns, mit unserem liebenswerten Fahrer, der ein wenig Englisch spricht, in Manado auf den Weg. Es ist doch überraschend, wie gering die englischen Sprachkenntnisse in dieser Region sind. Aber wir kommen klar und fahren mit ihm durch die Provinzhauptstadt von Nord Sulawesi. Es gibt einen alten, ziemlich heruntergekommenen Teil, der entfernt an das holländische Erbe der Region erinnert. Dazu gehört auch das städtische Museum, das sicher wenige Besucher hat, denn es ist hochgradig renovierungsbedürftig, schmutzig und dunkel. Dafür sind die Mitarbeiter um so bemühter und freundlicher.

Sulawesi

Wie geht man mit der Vergangenheit um?

Manados Vergangenheit ist von zwei Volksgruppen geprägt, den Fischern und den Bauern. Im 16. Jahrhundert machten die Portugiesen den hier herrschenden Sultan von Ternate zu ihrem Vasallen und etablierten sich in der Region. Dann kamen die Spanier, die sich schon auf den Philippinen angesiedelt hatten und mit chinesischen Geschäftsleuten Kaffeehandel trieben. Sie kauften den Portugiesen das Hinterland ab und eroberten das Fort von Manado. Letztlich waren es aber die Holländer, die die Region endgültig besiedelten und prägten, wovon die zahlreiche christliche Kirchen und die eine oder andere Konsummarke, wie die Holland Bakery, Zeugnis geben. Kriegerisch wurde es im 20. Jahrhundert, als die Japaner die Stadt, im Zuge des zweiten Weltkriegs, überfielen. Was zunächst wie ein Befreiungsschlag gegen die, wenig beliebten Kolonisten, empfunden wurde, entwickelte sich schnell zu einem Schrecken, der erst mit der Kapitulation der Japaner 1945 endete. (https://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Kriegsverbrecher_des_Zweiten_Weltkriegs)

Die vollständige Unabhängigkeit von den Holländern erhielten die Indonesier aber erst 1949 mit dem Vertrag von Amsterdam. Der Weg in die Unabhängigkeit war langwierig und schwierig, da die Holländer zunächst einen Verbund von indonesischen Teilstaaten und Holland als Staatsform durchsetzen. 1950 wurde schließlich der indonesische Nationalstaat ausgerufen. Und wie ging es den Menschen in Manado in der Zeit? Hier gibt noch es eine andere eigene Geschichte, die der Rebellen, die Sulawesi als unabhängigen Staat ausrufen wollten, was 1958 mit der Eroberung Manados durch die Zentralregierung vereitelt wurde.

Sulawesi

Eine der Hauptattraktionen der Region sind die Inseln Bunaken und Silaken im marinen Nationalpark. Besonders beliebt ist die Gegend bei Tauchern, die hier mit schwerem Foto Gerät auf die „Jagd“ nach Pygmäen Seepferdchen oder gelb leuchtenden Orang-Utan Krabben gehen. Im Januar fuhren wir zur Bootsmesse in Düsseldorf, auf der Suche nach Informationen über die Tauchgebiete Indonesiens und begegneten Barney Seier, der uns, dank seines selbstverlegten Buchs „Korallendreieck“, das sich zu einer Art Hausbibel an Bord entwickelt hat, neue Einblicke beschert hat. Von ihm lernen wir nicht nur etwas darüber, wie die schön anzusehenden Anemonen ihre Gäste, die als Nemo bekannten Anemonenfische, für ihre Fortpflanzung missbrauchen, sondern auch wie Steinkorallen Photosynthese betreiben und für die Riffbildung so wichtig sind.

In Raja Ampat hatten wir schon unvergessliche Taucherlebnisse, aber auch hier sind wir verzaubert von der Korallenvielfalt und der Biodiversität.

Raja-Ampat

Vor kurzem ist unweit von Manado, auf einer vorgelagerten Insel, ein Vulkan ausgebrochen. Der Flughafen war für eine längere Zeit gesperrt. Vulkanische Aktivität ist ein besonderes Merkmal dieser Region. Es ist unruhig in diesem Teil der Erde und auch unter Wasser rumort es ordentlich (https://web.volcanodiscovery.com/de/erdbeben/indonesien.html)

Erdbebenstatistik

Das hindert uns aber nicht daran, im benachbartenblumenreichen, auf über 1000 Metern in dieser tropischen Region gelegenen Tomohon, vor Sonnenaufgang, einen Vulkan hinaufzuklettern. Er qualmt, soll aber harmlos sein. Das hoffen wir und genießen einen wunderschönen Pfingstsonntag Morgen begleitet von den Klängen eines, mir bekannten, Kirchenliedes, das aus dem Tal erschallt. Die holländischen Missionare sind noch gegenwärtig.

Tomohon

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