Auf unserem Zick-Zack Kurs durch Indonesien sind wir weiter südlich in der Floressee angekommen. Die indonesischen Live-a-board Holzboote, die wöchentliche Touren durch die schönsten Tauchgebiete Indonesien anbieten, wechseln im Mai von Raja Ampat im Norden, in die Floressee im Süden. Hier beginnt die Saison und erreicht ihren Höhepunkt im August und September.
Wir folgen Ihnen und unsere erste Station ist die noch recht unberührte Insel Alor. Wir ankern vor den grünen Hügeln und werden gleich von Kindern umlagert, die sich uns in ihren kleinen Holzbooten neugierig nähern. Sie sind schüchtern. „Hallo Mister“ ist alles, was an Vokabular zu Verfügung steht, aber das spielt keine Rolle, denn letztlich geht es darum, uns neugierig in Augenschein zu nehmen. Es wird fröhlich gewinkt, wir sorgen für Abwechslung. Hierher kommen nur wenige Touristen.
Bei einem kleinen Rundgang durch den Hauptort kommen wir an unendlich vielen kleinen Stände und Geschäften vorbei. Vom Friseur über Essensstände, Schneider, Haushaltswaren und Fischhändler ist alles vorhanden und es herrscht reges Treiben. Überall, wo wir auftauchen, bietet man uns Waren an, will uns mit dem Motorroller befördern und ansonsten einfach angucken. Es werden mehr Fotos von uns gemacht als umgekehrt. Die Begegnungen sind freundlich, höflich und sehr respektvoll. Wir schauen uns eine Seekuh in einer der Buchten an und können den Weberinnen bei ihrer mühevollen Herstellung von Sarong Stoffen zuschauen.
Traditionelle Sarong Herstellung
Der Hochzeitstanz
Am Nachmittag findet dann der Höhepunkt statt. Wir besuchen ein traditionelles Dorf in den Bergen über der Hauptstadt Kalabahi. Achmats Bus ächzt den steilen Hügel hinauf, um uns zu einer Ansammlung historischer Hütten zu bringen, in deren Mitte der traditionelle Hochzeitstanz aufgeführt wird. Eine kleine Gruppe von Tänzern in einer traditionellen Tracht wartet bereits auf uns. Wir werden freudig begrüßt.
Die Lippen der Männer und Frauen sind vom Kauen der Betelnüsse rot gefärbt. Die Früchte der Areca Palme, die Betelnussfrüchte, werden in Löschkalk getaucht und dann gekaut. So werden die Zähne und der Mund blutrot gefärbt, ein beliebtes Rauschmittel in Südostasien. Vermutlich sind unsere Tänzer das gewöhnt, denn sie erscheinen trotz roter Lippen klar und entschlossen.
Ich werde auf eine Art tragbaren Hochsitz gepackt und einmal um die traditionelle Trommel, Moko genannt, die Mitgift, herumgetragen. Diese Trommeln sind sehr kunstvoll und wurden früher aus Bronze hergestellt. Keine Hochzeit ohne diese, teure, Mitgift. Sehr zur Freude meiner kleinen Reisegruppe werde ich vollkommen in die Tanzgruppe integriert und gebe mein Bestes. Anschließend gibt es nette Gespräche und noch einen Bogenschützen Wettbewerb.
Nach der Show ziehen sich die Takpala Tänzer ihre normale Kleidung an. Sie sind kein Naturvolk, die es in Indonesien noch geben soll. Sie leben in kleinen Dörfern in den Bergen der Insel und können mit Touristen umgehen, für die sie diese Veranstaltung machen. Aber sie wird mit viel Ernst und Authentizität dargeboten. Die Tänzer zeigen sich stolz und würdevoll.
Wie schwierig es für die first nation Völker in vielen Ländern ist, am globalen Fortschritt teilzunehmen und gleichzeitig ihre Traditionen zu bewahren, haben wir schon an vielen Beispielen auf dieser Reise erlebt. Zunehmend kommt der Abbau von Ressourcen hinzu, der oft an ihnen vorbei und ohne ihre Beteiligung, stattfindet. Der Zuzug von Menschen aus anderen Regionen nimmt ihnen zusätzlich den Raum. Sie können mit der Entwicklung nicht Schritt halten, was zu Resignation, Alkoholismus oder Aggression führt.
Trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung sind die jüngsten Ausschreitungen in Neukaledonien. Dort waren wir im vergangenen November und haben uns sehr mit der Kultur der Kanaken beschäftigt. Wir haben ein wohlhabendes Land vorgefunden, reich an Nickelvorkommen und einer guten Infrastruktur, dank der französischen Regierungen, die der Kultur der Kanaken mit dem Bau großer Kulturzentren und Museen Respekt zollen. Aber das scheint für eine erfolgreiche Integration einfach nicht auszureichen. Die fehlende Integration und oft nicht vorhandene Einigkeit innerhalb des Volkes führen zu Konflikten bis hin zu einer Spaltung der Gesellschaft.
Nach Pantar, der wunderschönen Nachbarinsel, geht es weiter in Richtung Flores. Labuan Bajo, im Westen der Insel, ist ein zentraler Punkt für die Reise in den Komodo Nationalpark. Hunderte Boote bieten den Besuchern Tagestouren oder mehrtägige Tauchausflüge an. Das neue Bali, so munkelt man, hat sich explosionsartig entwickelt. In dem, früher sicher beschaulich ruhigen, Ort reiht sich ein Veranstalter an den nächsten. Dazwischen gibt es Hostels, Kaffees, Restaurants und kleine Souvenir Geschäfte. Der Handel mit den Komodo Varanen aus Holz blüht. Es ist ungewohnt voll und busy. Aber ein bisschen mehr Tourismus und Infrastruktur ist, nach längerer, eher von grosser Ruhe geprägter, Zeit, durchaus willkommen und sicher eine gute Vorbereitung auf das trubelige Bali.
Bedrohte Drachen im Komodo Nationalpark
Auf Rinca, im Komodo Nationalpark kann man dann die echten Varane, die Komodo dragons, bestaunen. Wir haben Glück, sie lassen sich blicken und unser Guide erklärt uns freundlich ihr Verhalten. Die nur auf Rinca, Komodo und Flores lebenden Echsen werden im Schnitt drei Meter lang. Sie betäuben ihre Beute mit Gift aus Drüsen im Unterkiefer und sind durchaus in der Lage, auch größere Säugetiere, wie Hirsche oder Wildschweine, zu reißen. Beliebte Attraktion bei den Touristen, wenig geliebt bei den Einheimischen, weshalb sie mittlerweile eine bedrohte Tierart sind, von der es nur noch ca. 3000 Exemplare gibt.
Leben zur Zeit der Dinosaurier
Ich hätte nicht gedacht, dass mich der Anblick einer versteinerten Schildkröte so begeistern würde. Aber die Tatsache, dass sie vor Millionen Jahre einmal in dem Riff gelebt hat, dass jetzt, versteinert, in Höhlen, den Mirror Caves, über Labuan Bajo, zu sehen ist, finde ich schon sensationell. Vor 50 Millionen Jahre war der Wasserstand deutlich höher als heute. Wissenschaftler der Universität von Sydney haben interessante Berechnungen angestellt. Danach waren weite Teile der heutigen Küsten, bei einem höheren Wasserstand von 170 Metern, zur Kreidezeit, unter Wasser. https://www.spektrum.de/news/meeresspiegel-zur-zeit-der-dinosaurier/945802. Auch bildet sich heute weniger Erdkruste in den Meeresböden, weshalb sie tiefer liegen und der Meeresspiegel dadurch entsprechend niedriger ist.
Nach Rinca und Flores klettern wir noch auf den Aussichtspunkt Pulau Padar, der ein fester Bestandteil der Tagestouren von Labuan Bajo ist. Dementsprechend stark ist er frequentiert. Zu Recht, denn die Aussicht über den Nationalpark ist fantastisch. Was so schön ist, verdient Aufmerksamkeit. Nach dem tropischen grünen Norden sind die Inseln des Komodo Nationalparks karg, aber nicht weniger reizvoll und wir sind froh, den Tauchbooten in den Süden gefolgt zu sein.
Alle Photos privat.