Von La Réunion nach Südafrika – Reise um die Welt, Teil 40

Direkt neben dem berühmten Urlaubsparadies Mauritius liegt die Insel La Réunion. Bei dem Versuch, Handelswege nach Indien zu finden, wurde die Insel 1648 von den Franzosen besiedelt und zur Kolonie gemacht. Mit 217 Bewohnern fing alles an, heute hat die Insel über 850.000 Bewohner. Unterschiedlicher könnten die beiden Nachbarn nicht sein. Flach und von schönen weißen Sandstränden umrahmt betört Mauritius das Auge. Die grüne Vulkaninsel La Réunion hat mit ihren schroffen und majestätischen Berglandschaften und dem berühmten aktiven Vulkan und den schwarzen Stränden ihre eigene Schönheit. Wieder einmal sind wir in Europa angekommen, denn La Réunion gehört zu Frankreich und ist Frankreich! Nur das schwülwarme tropische Klima erinnert daran, dass man sich nicht in den französischen Bergen befindet. Ansonsten ist es wie daheim. Vulkanliebhaber und Wanderer kommen hier auf ihre Kosten.

Es gibt wunderschöne Hiking Trails mit Wasserfällen, atemberaubenden Aussichten auf das Meer und Lavafelder, die sich bis in dieses ergießen, denn der Piton de la Fournaise ist ein Vulkan, der zuletzt 2019 aktiv war und auch in der Vergangenheit sehr häufig große Mengen Lava versprüht hat.

Piton de la Fournaise

Wir ergeben uns ganz den Genüssen der Naturschönheit und der französischen Küche und freuen uns, dass wir zur Abwechslung auch mal Antworten in französischer Sprache bekommen, denn Englisch ist hier, interessanterweise, eine wenig gebräuchliche Sprache. Nach dem Frankreichaufenthalt drängt die Zeit und zwischen den, nicht enden wollenden, Zyklonen, der sich unendlich hinziehenden Regenzeit des indischen Ozeans  und den Stürmen rund um das Kap der Guten Hoffnung müssen wir die rettende Insel verlassen und uns auf die Reise nach Kapstadt machen. Das geschieht dann irgendwann und im April hat das Schiff dann endlich, glücklich und unbeschadet, das Kap umrundet und die wunderschöne Marina an der Waterfront in Kapstadt erreicht.

Und wie ist das Leben in Südafrika?

Mildes Klima, keine Zeitverschiebung, traumhafte Küsten- und Berglandschaften, Wein in Hülle und Fülle und eine fantastische Küche, was könnte man mehr wollen, um sich wie im Paradies zu fühlen? Die Schrecken der Vergangenheit scheinen, zumindest auf dem „Western Cape“, überwunden zu sein. Es wird gebaut, die Infrastruktur ist hervorragend, überall gibt eine gute medizinische Versorgung. Wo ist der Haken, fragt man sich, angesichts der strahlenden Urlaubsgesichter und zufriedenen Mienen? Wie lebt es sich in diesem Land, das ich vor über dreißig Jahren zuletzt besucht habe und von dem ich, bis vor kurzem, noch glaubte, dass Steine von Autobahnbrücken geworfen würden, Menschen sich in ihren Häusern verbarrikadieren und man jederzeit Angst haben muss, aus dem Auto gezerrt und überfallen zu werden? Der Blick durch die Touristenbrille ist ein milder, denn all das scheint es wirklich nicht mehr zu geben. Townships existieren nach wie vor, aber zunehmend ändert sich die Lage und werden die Lebens-und Wohnbedingungen für die schwarze Bevölkerung besser.

Nach den Genüssen der Weinregionen von Stellenbosch, Franschoek und Paarl zieht es uns auch auf die Gartenroute bis nach Knysna.

Nach den Genüssen der Weinregionen von Stellenbosch, Franschoek und Paarl zieht es uns auch auf die Gartenroute bis nach Knysna.

Königliche Blüten

Dort haben wir das Glück, abseits unseres Reiseprogramms, eine Farm besuchen zu können. Hier wachsen Königsproteen, die nach Holland verschickt werden, wo sie auf dem Blumenmarkt in Rotterdam einen ansehnlichen Preis erzielen. Der naive Nicht-Biologe in mir ist natürlich der Ansicht, dass die Natur alles von selbst regelt, nie hätte ich gedacht, dass die Aufzucht dieser majestätischen Blume so viel Arbeit verursacht. Jede Blüte muss mit einer Schutzfolie bezogen werden, um sie vor Temperaturschwankungen zu bewahren. Haupterntezeit am Kap sind die Monate April bis September. In dieser Zeit werden die Blüten fachmännisch geschnitten, so dass sich bald wieder neue Triebe und Blüten bilden. Alles wird in Handarbeit gemacht und erfordert viel Geduld. Dazu kommt die richtige Lage, genügend Wasser und gute Pflanzen, die die Farmer selbst genetisch verändern damit sie resistent werden und grösser wachsen als die der Wettbewerber. Wie das genau von statten geht wollte uns der freundliche Verwalter nicht erklären, aber er ist zufrieden mit dem Business und voller Energie und Freude über sein schönes „Produkt“.

Königsproteen

Eine völlig andere Stimme hatten wir vorher, auf den Seychellen, im Hafen von Victoria, kennen gelernt. Richard lebt auf seinem Katamaran und möchte sein südafrikanisches Heimatland gerne zu Gunsten einer Immobilie auf den Seychellen verlassen. Er hat kein gutes Wort für die südafrikanischen Verhältnisse und ist der Meinung, dass Korruption und Rechtsunsicherheit, nach wie vor, keine gute Grundlage für ein Investment in diesem Teil der Erde ist. Er ist der Gründer eines privaten Game Reserves in der Kwazulu Natal Region und erzählt uns, dass er sein Unternehmen aufgegeben habe, weil er sich nicht mehr sicher gefühlt habe.

Die Mischung macht´s

Jede Geschichte ist individuell und von persönlichen Erfahrungen geprägt. Dem Besucher präsentiert sich eine Traumkulisse, die das Meer, Berge, Natur und Tiererlebnisse vereint. Nirgendwo sonst findet man in Afrika so viele Nationalparks, 22 sind es insgesamt. Die Möglichkeiten sind vielfältig und einfach zu organisieren, die Menschen gastfreundlich, hilfsbereit und liebenswert. Es ist ein fantastisches Reiseland für alle Generationen. Wir treffen auf unserer Reise auch viele ältere Menschen, die mein Sohn gerne als „Silberrücken“ bezeichnet. Das ist die, durchaus respektvolle, Beschreibung, aller, die das Pensionsalter erreicht haben und denen man das, in dem Fall, am Kopf ansieht. In früheren Zeiten war Alter ein Synonym für Nutzlosigkeit, heute entdeckt man die, mit viel Resilienz erarbeitete, Erfahrung, als einen wahren Schatz, den weiterzugeben, es lohnt. Die Zeit zwischen 60 und 90 ist genauso lang wie die zwischen 30 und 60 und warum soll da nicht noch einmal genauso viel möglich sein? Sagen viele Instagramer, die dieses Thema für sich entdeckt haben wie z.B. „Greta Silver“, „still sprakeling“ etc. Sie haben viele Anhänger. Auch ich bin ein großer Fan von Sichtbarkeit und Selbstverständlichkeit. Um einmal die Antwort meiner Schwiegermutter auf die spontane Frage, welche die beste Zeit ihres Lebens gewesen sei, zu zitieren: die Jahre ab 60. Wer hätte das gedacht?  In Südafrika scheint der Umgang mit erworbener Erfahrung besonders respektvoll zu sein. Vitalität und Lebensqualität sind das Ergebnis!

Boulders Beach, Kapstadt

Boulders Beach, Kapstadt

Nicht zu vergessen die bilderbuchschöne Traumfamilie, die, zum Applaus ihrer Zwillings- – babys, Joggingrunden und Sprinteinheiten um den Hotel Springbrunnen hinlegte, während die andere Generation genüsslich ihr Frühstück verspeiste. Die Mischung macht es!

Benguela Cove, Hermanus

Benguela Cove, Hermanus

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