Der Durian Baum am Kinabatangan-Fluss biegt sich unter der Last der vielen Früchte. Im Gewirr der Blätter und Äste erkennt man eine orange leuchtende Fellkugel, die mit langen Armen versucht, sich die Früchte zu angeln. Orang-Utans lieben sie und wir haben großes Glück, einen der wenigen wild lebenden Menschenaffen zu sehen. Ein großes Männchen arbeitet sich durch den Baum und wir werden Zeugen einer großen Naschattacke. Wir sitzen in einem der zahlreichen Boote, die auf den Fluss unterwegs sind, um Touristen nah an die Bäume heranzufahren, damit sie von dort die „Big Five“ von Borneo beobachten können. Dazu gehören neben den Orang-Utans, die Nasenbären, die es nur hier gibt, die verschiedenen Arten von Hornbill Vögel (Schlangehalsvögel), die Zwergelefanten und Salzwasserkrokodile.
Die „Big Five“ von Borneo
Am frühen Morgen, noch vor Sonnenaufgang setzen sich die Boote mit ihren Gästen in Bewegung. Langsam lichtet sich der Nebel und die Sonne steigt über die Gipfel der Bäume. Der frühe Morgen ist frisch und voller Leben. Man hört Vogelgezwitscher, der Fluss murmelt, unsere kleine Vogelbeobachtungsgruppe unterhält sich leise. Unser Guide Musa hat phänomenale seherische Gaben. Sicher sind es auch Training und Gewohnheit, auch wir werden im Laufe der Zeit aufmerksamer, aber er erkennt alles, auch auf große Entfernungen. Wir sehen wunderschöne Oriental Hornbills (Schlangenhals Vögel), die immer zu zweit unterwegs sind. Sie werden ein Paar und bleiben ein Leben lang zusammen. Auch nach dem Tod eines Partners bleibt der verwitwete Teil Single. Ein eindrucksvolles Beispiel für Treue im Tierreich.
Wir sehen Salzwasserkrokodile von beachtlicher Größe, sicher fünf Meter lang, die uns sehr genau und sehr ruhig beobachten. Wenn man bedenkt, dass sie mit ihrem langen Schwanz bis zu zwei Meter aus dem Wasser hochspringen können… Ein wenig müssen wir darüber lachen, denn in Australien steht an jeder Ecke ein Schild, das vor Krokodilen warnt, gesehen haben wir nur ein ganz kleines. Dazu mussten wir also erst nach Malaysia fahren….
Der Kinabatangan-Fluss ist der größte Fluss Sabahs, der nördlichen Provinz des malaysischen Teils von Borneo. Er schlängelt sich durch die Wälder, die teilweise geschützte Naturreservate sind. An manchen Stellen sieht man die Rodungen jedoch deutlich. Fährt man nach Sukau, dem Ort, von wo aus die Flusssafaris starten, führt die Fahrt an endlos großen Ölpalmen Plantagen entlang. Die Einnahmequelle hat sich den lokalen Farmern durch die wachsende Nachfrage auf dem Weltmarkt erschlossen und da die „bad guys“, die Holzindustrie, im letzten Jahrhundert die begehrten und teuren tropischen Bäume komplett abgeholzt und ohnehin eine Öde hinterlassen hatten, war es ein leichtes, diese Flächen für die einträgliche Palmölindustrie zu nutzen. Eine Katastrophe für die Natur, ein gutes Auskommen für die Palmölindustrie. Der ursprünglichen Tropenwald und Lebensraum für die Artenvielfalt von Borneo sind damit unwiederbringlich verloren.
Immerhin gibt es noch Naturreservate, die geschützt werden und die Sukau Rainforest Lodge, in der wir ein paar Tage verbringen, ist ein gutes Beispiel für gelungenen Naturschutz. Selbst Sir Richard Attenborough hat hier schon genächtigt und die Bemühungen des lokalen Unternehmens gewürdigt. Hier wird z.B. in die Ausbildung der Ranger investiert. Wir waren sehr überrascht, wie umsichtig und informativ unsere Guides waren. Auch Nachhaltigkeit wird großgeschrieben. Es ist sicher ein gelungenes Beispiel für ökologischen Tourismus, sofern das überhaupt möglich ist. Hier schafft der Tourismus Arbeitsplätze, sorgt für Aufklärung und Naturschutz. In den vielen Ländern, durch die wir schon gereist sind, ist der Tourismus eine der Haupteinnahmequellen und überlebenswichtig, was sich besonders in Covid-Zeiten deutlich gezeigt hat. Ein schwieriges Thema, angesichts der wachsenden Proteste gegen den Übertourismus und der Bedrohung der Natur.
Orang-Utans, unsere „Wald-Verwandten“
In Sandakan, der zentralen Stadt, mit Flughafen, wo die meisten Touristen ankommen, gibt es ein Orang-Utan Zentrum, in dem verletzte und kranke Orang-Utans wieder aufgepäppelt und später ausgewildert werden. Viele Menschen zieht es hierher, um sich die Tiere aus der Nähe anzuschauen. Das Gebiet des „sanctuary“ ist groß und die Fütterung, die zweimal am Tag öffentlich stattfindet, gut organisiert. Nur die Orang-Utans finden die Veranstaltung wenig spannend und drehen den wartenden Menschen den Rücken zu. Die einzigen, noch lebenden, Menschenaffen Asiens mit den zwei Meter langen Armen sind nach den Schimpansen unsere nächsten Verwandten aber, anders als wir Menschen, sind sie Einzelgänger. Es ist berührend, diese geschickten Tiere mit den ausdrucksvollen Gesichtern aus nächster Nähe zu sehen und es stimmt hoffnungsvoll, dass hier dafür gesorgt wird, dass sie nicht komplett vom Menschen verdrängt werden und von der Bildfläche verschwinden.
Bergsteigen in den Tropen, der Mt. Kinabalu
Nach den beeindruckenden Fluss- und Naturbeobachtungstagen, die nachwirken, machen wir uns wieder auf den Weg zurück nach Kota Kinabalu. Die Fahrt ist anstrengend aber führt durch das schöne Gebiet rund um den, mit seinen 4095 Metern eindrucksvoll hohen, Mt. Kinabalu. Das Gebiet rund um den Berg ist Naturschutzgebiet und lädt sehr dazu ein, hier mehr Zeit zu verbringen. Die Reiseorganisation unseres kleinen Expeditionsteams hat aber den Berg vorher nicht auf dem Schirm gehabt. Drei Tage muss man für die Besteigung einplanen, die auch für ungeübtere Bergsteiger, schaffbar sein soll. Dennoch wollen wir die Zeit nicht investieren und gehört Bergsteigen in den Tropen nicht unbedingt zu meinen Leidenschaften. Also bewundern wir ihn von unten und fahren, vorbei an heißen Quellen, Orchideengärten und Teeplantagen, zurück in unseren Hafen.
Und Kota Kinabalu?
Kota Kinabalu ist eine wachsende Stadt, in der sich die Taiwanesen tummeln, Häuser und Apartments kaufen, und ihre Freizeit mit Schnorcheln und Tauchen auf den Inseln vor der Küste verbringen. Neben malaysischen hat jedes Schild auch chinesische Schriftzeichen. Modern und traditionell, wie in vielen asiatischen Städten, gibt es neben modernen Wohnanlagen aber auch noch hawker stalls und Märkte, auf denen es dampft, zischt und brodelt und der Fisch fantastisch schmeckt.