Ein langgehegter Traum geht in Erfüllung. Wir haben uns ein Boot gekauft, mit dem wir zwei Jahre lang um die Welt fahren wollen. Wir werden darauf leben und die Welt vom Meer aus erobern. Dafür müssen wir allerdings erst einmal sechs Monate Zeit investieren, um es so zu renovieren und umzugestalten, dass der Traum auch in der Realität Bestand hat. Eine wahre Geduldsprobe für alle. Die Werftarbeiten in dem kleinen Städtchen Pesaro an der Adriaküste haben ein neues Sprichwort geboren: „it´s like Pesaro“, was soviel bedeutet wie: heute haben wir ein Problem gelöst, morgen gibt es dafür zwei neue. Viel Zeit für touristische Aktivitäten bleiben da nicht aber Zwangspausen wollen auch genutzt werden. Leider ist und bleibt die italienische Adria ein langweiliges Meer mit überfüllten Stränden. Im Hinterland jedoch liegen die Marken, eine wunderschöne Gegend mit Weinanbau, rustikalen Restaurants und romantischen Dörfern. Das aber ist eine andere Geschichte. Unsere findet auf dem Meer statt und beginnt jetzt!
Lektion Nummer eins: Geduld und Flexibilität
Reisen verändert und die erste Lektion ist, zu erlernen, geduldig zu sein. Auf dem Meer (und auch im Hafen) gehen die Uhren anderes als gewohnt und nicht alles lässt sich planen, schon gar nicht das Wetter. Es ist nicht leicht, das zu akzeptieren aber absolut notwendig und wohltuend.
Unsere Reise beginnt in Mallorca. Kühlschränke müssen aufgefüllt werden und der wunderbare Markt in Santa Catalina locktmit lokalen Lebensmitteln. Wir kaufen dem freundlichen Fischhändlerpärchen den halben Fischstand leer. Fester Ziegenkäse, Feigenmarmelade, Obst, frisches Brot. Ein Fest!
Wir fahren lange und schnell bis Jávea auf dem spanischen Festland und weiter geht es dann nach Málaga. Dann müssen wir weiter, weil der Tanktermin in Gibraltar wartet.
Gibraltar ist das Tor zum Atlantik und zum ersten Mal spürt man das klamme Gefühl, die Heimat Europa zu verlassen und sich aufs offene Meer zu begeben. Auf dem Atlantik ist es dann auch sehr ungnädig und unruhig, die Wellen erlauben eine Weiterfahrt nicht. Da der Hafen von Tanger voll ist, heißt es warten, und die Sehenswürdigkeiten von Gibraltar genießen. Neben uns geht ein skandinavisches Schulschiff in den Hafen. An Bord sind viele 15-jährige, die aufgeregt über alles springen und hüpfen, das Boot auf den Kopf stellen und für gute Stimmung sorgen. Viele Segelboote, die über den Atlantik fahren wollen, warten auf ihren Einsatz. Es scheint mittlerweile eine regelrechte Massenbewegung zu geben. Jemand sucht per Schild eine Mitsegelgelegenheit. Für uns heißt es erst einmal: Gibraltar erobern. Der steile Berg hat viele schöne Aussichtspunkte und man erkennt die strategische Bedeutung der Straße von Gibraltar
Schön ist dieser Felsen eigentlich nicht aber die historische und strategische Bedeutung ist nachvollziehbar.
Leider ist der Hafen von Tanger immer noch voll, wir müssen warten. Wir nutzen die Zeit und machen einen Ausflug nach Tarifa. Die kleine weiße Stadt lässt eine zum ersten Mal Atlantikfeeling pur spüren. Es ist November und noch angenehm warm, dennoch ist hier der Sommer eindeutig vorbei.
Die nächste Station ist die kleine Marina Smir auf der Mittelmeerseite Marokkos. Wir werden von den Zollbeamten, den Hafenmeister und weiteren Männern in Uniform erwartet. Einreisen auf marrokanisch ist sehr spektakulär.
Viel los ist hier nicht aber zumindest werden wir hier mit gutem Wetter belohnt und nutzen die Zeit für eine Tour nach Chefchaouen, einer interessanten Stadt, deren Straßen und Häuser in einem zarten Blau angestrichen sind. Das Blau des Himmels soll die Menschen daran erinnern, nicht nur traurig, vom Leben geduckt, auf den Boden zu schauen, sondern Ihren Blick zu heben und sich, vom Blau des Himmels, aufheitern zu lassen. So die Geschichte.
Lektion Nummer drei: das Blau des Himmels ist überall, auch unter unseren Füssen.
Marokko finde ich sehr inspirierend. Es ist ein modernes Land voller Energie und Ambitionen. Die Menschen sind freundlich, es herrscht Betriebsamkeit. Die Fahrt von Smir über Tetuan führt vorbei an einem großen, modernen Universitätscampus, Villen, Bürogebäuden und ….Ikea. Viel mehr Zeit bleibt aber leider nicht, denn der Winter naht aus dem Mittelmeer und ein Atlantiktief über Frankreich schiebt sich in unsere Richtung. Wir machen uns auf den Weg in Richtung Atlantik.
Es wird ernst!