Die Banda Inseln, in Indonesien – Reise um die Welt, Teil 25

Alles über Korallen, Gewürze und wie man Müllbekämpfer auf den Banda Inseln, in Indonesien, wird

Ich gebe es zu. Es war eine Erleichterung die brütende Hitze und die extreme Luftfeuchtigkeit Darwins in Nordaustralien zu verlassen. Auch müssen wir uns nicht mehr um Salzwasserkrokodil sorgen, sondern können uns über die Aussicht auf weiße Sandstrände, tropisch bewaldete Buchten und endlich wieder Tauchen gehen zu können, freuen.

Nach einer Nachtfahrt kommen wir in Tual, der Hauptstadt der Kia Inseln an. Hier müssen wir, auf dem Weg nach West Papua, einklarieren. Im Dunkeln wirkt die Szene romantisch, der Gesang der Muezzins erklingt aus den Lautsprechern, die Moscheen und Kirchen sind beleuchtet, es ist das Ende des Ramadans. Das friedliche Miteinander der Religionen in Indonesien ist ein großes Glück, dass wir, im Alltag, noch genauer kennen zu lernen hoffen. Der Morgen gestaltet sich jedoch weniger romantisch, denn wir schwimmen mitten in einem Meer von Plastikmüll. Davon haben wir bisher nichts gesehen. Die viel besprochene Plastikplage im Pazifik haben wir so nicht erlebt. Umso grösser ist die Enttäuschung angesichts dieser stinkenden Traurigkeit. Nach Erledigung der Formalitäten dürfen wir dann auch schnell wieder verschwinden und fahren in die Triton Bay, wo uns eine andere Welt erwartet.

Triton Bay

Hier gibt es einen Marine Park, für dessen Benutzung die anwohnenden Dorfbewohner saftige Gebühren verlangen. Dafür ist das Meer hier sauber, die Absprache scheint zu funktionieren. Im Mini-Resort der Triton Bay Divers treffen wir am Abend interessante Taucher, die Indonesien gut kennen. Die Reisenden kommen mehrheitlich aus den USA und haben unterschiedliche Missionen. Einige genießen ihr frisch gestartetes Rentnerleben, andere haben sich finanzielle Freiheiten geschaffen und genießen eine Auszeit. Das Wort Rentner oder Rentnerin löst bei immer noch Grausen aus. Auch die Bezeichnungen Ruheständler oder Pensionär sind nicht viel besser. Vielleicht wäre es angemessener, sie Lebensabschnittsgenießer zu nennen. Mit solchen haben wir es aber scheinbar zu tun und es ist schön zu hören, was, wer, warum und wann genießt.

Triton Bay

Gestärkt mit positiven Gedanken und ausgestattet mit vielen neuen Informationen geht es am nächsten Morgen gleich los und wir starten zu einem ersten Tauchgang, der uns schier die Sprache raubt.

Weichkorallen wiegen sich in der Strömung. Alle Fische sind drei Nummern grösser, als bisher gesehen und die farbenfrohe Anmut der unterseeischen Landschaften sind atemberaubend schön. Wer hätte das unterhalb einer Felswand am Rand einer Bucht erwartet? Es wird dann noch besser. Wir liegen vor Kaimana, der „Hauptstadt“ West Papuas, um uns mit Wasser und mit frischem Gemüse auf dem lokalen Markt zu versorgen.

Tauchen mit Walhaien

Von den Walhaien hatten wir schon gehört. Es ist, wie so oft, eine kleine Touristenattraktion für Taucher darum entstanden. Sie werden angelockt, damit die Menschen Fotos machen und mit ihnen schwimmen können. Die friedlichen Ammenhaie sind die größten Fische der Welt und somit eine große Attraktion. Als wir kommen, ist die Party allerdings vorbei, die Fischer mit dem Zuckerfest zum Ende des Ramadans beschäftigt und es ist kein Fischerboot mehr weit und breit zu sehen.

Wir hatten uns schon in unser Schicksal gefügt, als unvermittelt ein Walhai hinter unserem Boot auftaucht. Er ist neugierig und reißt, in Erwartung einer Fütterung, das Maul auf. Notgedrungen teilen wir unsere Fischvorräte mit ihm. Es scheint zu klappen und ihm zu schmecken. Eine ganze Stunde lang umkreist er uns und das Boot und lässt sich von allen Seiten bewundern und fotografieren. Er schwimmt ohne Scheu in unserer unmittelbaren Nähe, völlig gelassen und entspannt. Wir sind aufgeregt und überwältigt. Das majestätische Tier hat ein breites Maul, was beeindruckend aussieht, wenn es direkt auf einen zu schwimmt. Er kann damit viele Liter Wasser aufnehmen und kleine Fische und Plankton direkt in seine Kiemen spülen; eine clevere evolutionäre Anpassung. Im fast dreißig Grad warmen Wasser des westlichen Pazifiks kann man gar nicht genug von diesem Schauspiel bekommen.

Walhai

Aber es gibt auch noch den lokalen Markt, den wir uns anschauen wollen. Es werden Gewürze, Gemüse und Früchte angeboten, die wir noch nirgendwo gesehen haben. Neben dem Fischmarkt springt die Dorfjugend von einer Eisenbrücke. Je näher wir kommen, desto wilder wird das Treiben. Johlend und klatschend treiben sie sich selbst zu neuen Rekorden und genießen unsere Aufmerksamkeit.

Banda Inseln

Natürlich könnte man jetzt noch eine Expedition in die tropischen Wälder Papuas starten aber wir haben gelernt zu akzeptieren, dass man nicht alles sehen kann. Obwohl unsere Zeit großzügig bemessen ist, sind wir gebunden an Jahreszeiten und Wettervoraussetzungen.

Die Banda Inseln

Also geht es weiter auf die Banda Inseln, die sich in den Beschreibungen traumhaft lesen. Im 17. Jahrhundert von den Kolonialmächten Holland, Portugal und England wegen der Muskatnüsse und Nelken heiß umkämpft, ist es jetzt ein friedliches islamisches Paradies. Wir werden nicht enttäuscht. Es erwarten uns traumhafte Tauchgänge mit einer großen Vielzahl an Korallen, Fischreichtum und einer unglaublich klaren Sicht. Das goldene Dreieck, das sich von den Philippinen über Papua bis nach Bali erstreckt, hat seinen Namen zu Recht erhalten.

Banda Neira

Banda Neira

Auf Banda Neira, der Hauptinsel lernen wir Abba kennen. Er ist der umtriebige und geschäftstüchtige Besitzer des traumhaften Gästehauses Cilu Bintang Estate http://cilubintang.com. Abba ist Hospitality Manager und Unternehmer durch und durch. Lässig organisiert er Mofa Transfers, köstliche Mittagessen, die seine Frau zubereitet und macht aus den Gewürzen der Inseln, die wir auf einer Spice Tour kennen lernen, es ist eine echte Abba Show, bei der er sich auch gerne selbst inszeniert.

Wir werden durch den Urwald der Muskatnussbäume geführt. Alle drei Monate werden sie geerntet. Weniger ertragreich und schwer zu ernten sind dagegen die Mandelbäume. Die reifen Mandelfrüchte sind nicht leicht zu finden und Mandelbäume werden sehr groß. Völlig neu für mich war, dass aus der getrockneten Rinde der Zimtbäume die rund gerollten Zimtstangen, die wir alle kennen, gewonnen werden. Alles wird auch zu köstlichen lokalen Gerichten verwertet. In der Küche von Abbas Frau lernen wir dann auch noch, wie man Auberginen mit Mandelpaste herstellt und wie sich die Thunfischbällchen in der Fischsuppe nicht in Wohlgefallen auflösen.

Banda Neira

Dann kommt unser Retter Stefan, der seit 12 Jahren eine Tauchbasis auf der Insel betreibt und unseren defekten Kompressor repariert. Darüber hinaus ist er aber auch mit einer NGO (https://www.bandasea.org) im Umweltschutz und Kampf gegen den Müll aktiv.

Er erzählt uns von seiner mühevollen Arbeit. Zum einen muss das Bewusstsein für die Umwelt im Kleinen beginnen. Die NGO unterstützt drei Schulen, in denen kostenlos Wasserspender aufgestellt werden, an dem sich die Schüler, Lehrer und Eltern mit ihren Bechern bedienen können. Er sagt uns, dass dieses Projekt sehr gut funktioniere und es sich mittlerweile herumgesprochen habe, dass große Mengen günstiger als kleine Plastikflaschen seien.

Aber es ist weiterhin viel Aufklärung nötig, damit die Bevölkerung Mülltrennung und Entsorgung als notwendig betrachtet. Auch vor diesen zauberhaften Inseln schwimmen unsägliche Dinge, die achtlos ins Meer geworfen werden. Von staatlicher Seite, wo eigentlich die Weichen für Verbesserungen gestellt werden sollten, kommt wenig.

Eine der wenigen Initiativen, bei der man Geld für große Mengen gesammelten Müll bekommt, scheint sich jedoch zu etablieren. Die freiwilligen Müllsammler müssen aber auch gefunden und bezahlt werden, was wiederum von Stefans Organisation geleistet wird. Wir sind begeistert von seinem Engagement. Es gibt viele engagierte NGOs, die sich um die Reinigung der Meere kümmern, aber wir haben immer nach einer Organisation gesucht, die sich persönlich vor Ort engagiert und wo das Geld direkt in einem lokalen Projekt ankommt. Auch seine Frau, eine promovierte Meeresbiologin der Universität Bochum baut auf der Insel ein meeresbiologisches Labor auf und betreibt ein Austauschprogramm mit der Uni, um so eine Wiederaufzuchtstation von Korallen zu aufzubauen. Es tut sich viel im Paradies!

Korallen

1 Kommentar

  1. Überwältigend sind Eure Eindrücke und ich brauche Zeit sie aufzunehmen und mit der Hilfe von Google Maps zu genießen.
    Sehr schön due Begegnung um Euer Boot mit dem Fischhai. Beim Tauchen auf den Malediven habe ich einen live erlebt. Ein großes Glück 👌
    Auch die Begegnung mit Stefan und seinen Bemühungen den Insulanern den Umgang mit Plastikmüll mit viel Geduld und Glaube zu vermitteln, fand ich sehr interessant. 🧐 Ihr seid auf vielen Ebenen sehr weit weg von Bochum aber die zufällige Verbindung zur Uni dort fand ich klasse.
    Alles Liebe und…. Weiter so!
    Mary

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