Jamaika
Johnnys blauer Container in Port Antonio ist das Zuhause seiner Autovermietung im Hinterhof von Kentucky Fried Chicken. Sein Schreibtisch biegt sich unter Papierbergen und Kladden; an den Wänden hängen alte Uhren und auf seinem durchgesessen Sofa lümmelt sich ein mittelschöner Hund.
Es ist sehr gemütlich und authentisch, er hat den Durchblick und sein uralter Allrad Toyota, mit einem Kilometerstand von über 200.000 Kilometern (habe ich noch nie auf einem Tacho gesehen), ist, wie er sagt, top gepflegt. Das goldfarbene Fahrzeug passt einfach perfekt auf diese Insel. Dass er nach rechts zieht, hat er nicht erwähnt, aber man gewöhnt sich an das Fahrverhalten und die Dankbarkeit für seine Zuverlässigkeit ist, angesichts der engen, gewundenen und abenteuerlich steilen Straße quer durch die Blue Mountains, groß.
Blue Mountain Coffee
Es wird hoch, nass und wolkig, wir sind in den Regenwäldern unterwegs, wo der berühmte Blue Mountain Coffee wächst. Wir gönnen uns eine Nacht im Strawberry Hill Hotel, einer Hinterlassenschaft der Engländer, das durch seine Lage überzeugt. Der Blick von der weißen Holzveranda des, im kolonialen Stil erbauten und sehr gut erhaltenen, Hotels über das nächtliche Kingston ist atemberaubend. Auch hier ist die Erinnerung an Bob Marley lebendig. Er wurde 1976 bei einem Attentat angeschossen und wählte dieses Hotel zu seinem Erholungsort. Im Untergeschoss des Restaurants hängen viele Erinnerungsstücke, goldene Schallplatten und Photos. Es ist kalt in den Blue Mountains. Das Klima ist ideal für den berühmten Kaffee. Wir wollen mehr darüber wissen und machen uns auf die Suche nach einer Farm.
In der Nähe des Hotels finden wir eine Kaffeeplantage wie aus dem Bilderbuch. Auf dem eindrucksvollen Grundstück liegt, neben der etwas bröckeligen Kolonialvilla, ein nicht genutzter Swimmingpool, in dem die Blätter der üppigen Bäume treiben. Im Haupthaus erfahren wir, dass der Kaffee ausschließlich hier und in Japan verkauft wird. Diese interessante Vertriebsstrategie muss man erst einmal verstehen, viel wichtiger aber ist es, die Qualität des legendären Kaffees zu testen. Nach dem Kauf einiger Pakete werden wir vom Duft der Rösterei angelockt. Die Quelle des herrlichen Dufts finden wir in einem kleinen Nebengebäude, dort steht die Röstmaschine. Der Kaffeeröster erklärt freundlich deren Funktion und füllt ein frisch geröstetes Pfund in eine Tüte, die er luftdicht verschließt. Diesen, noch warmen, Schatz in den Händen, verlassen wir diese schöne Gegend und fahren in Richtung Norden.
Nine Miles
Denkt man an Jamaika, kommen sofort Bob Marley und die Wailers in den Sinn. Selbst als Nicht- Reggae Fan kennt man die berühmten Songs wie „One Love“ und egal, wo man sich auf der Insel befindet, wandelt man auf den Spuren des berühmten Musikers. Um die Geschichte besser kennen zu lernen, fahren wir nach Nine Miles, dem Geburtsort und Standort seines Grabes.
Es wird als besonderes Erlebnis gepriesen, das wir uns nicht entgehen lassen wollen. Auch hier muss man über schier unpassierbare Straßen und abenteuerliche Wege fahren. Die meisten Besucher kommen von der Nordküste, was wesentlich einfacher und näher legen ist als der Weg von Kingston. Nach unserer Ankunft werden wir gleich von lokalen Guides abgefangen, die uns erstmal ausführlich die Cannabis Plantagen zeigen und erstaunt sind, dass wir nichts kaufen wollen. Der Sinn und Zweck unseres Besuchs ist, damit, scheinbar in Frage gestellt.
Unsere kleine Besuchergruppe des Museums besteht aus Eltern mit Kleinkind, sehr alten und sehr jungen Menschen, die alle eins gemeinsam haben, die Bewunderung für den Musiker. Hinter dem Museum führt ein Steinweg zum Mausoleum, besser gesagt zu den beiden, denn auch Marleys Mutter ist hier in einem Marmor Sarkophag beerdigt. Wir bewegen uns prozessionsgleich in Richtung Grab, das auf einem Hügel liegt, einziger Unterschied, unser Rasta Tour Guide singt und tanzt, die Stimmung ist fröhlich und erwartungsvoll. Das ändert sich beim Anblick der letzten Ruhestätten schlagartig; es wird still, fast feierlich. Wir werden Zeugen sehr berührender Szenen, in denen die Bewunderung und Hingabe zu dem Musiker offen und teilweise tränenreich gezeigt wird.
Errol Flynn Marina
Unsere erste Station auf Jamaica aber war die Errol Flynn Marina in Port Antonio im Norden der Insel, die von eben jenem Errol Flynn gebaut wurde, um die Hollywood Stars der 50iger und 60iger Jahre standesgemäß mit der Yacht durch die Küstengewässer fahren zu können. Sie hat schon bessere Tage gesehen und es ist nicht viel los. Das war früher anders, denn nicht nur er, sondern auch Ian Flemming, der Autor der James Bond Romane, waren große Jamaika Fans und viele Hollywood Stars und vermögende Amerikaner kamen regelmäßig hierher.
Erwähnenswert sind unsere Landausflüge zu den YS Wasserfällen, die allerdings eher Freibad Atmosphäre haben und an diesem Sonntag von Menschenmassen bevölkert werden. Dennoch sind sie schön und ist das erfrischend. Ebenso der beherzte 14 Meter Sprung in das Blue Hole in der Nähe von Negril, es gibt Beweisvideos. Die, wieder einmal, lange Anfahrt war es wert. Wirklich karibisch traumhaft ist auch die Half Moon Bay, mit Hängematten und Hundewelpen…. Die Straßen sind in einem schlechten Zustand. Selten habe ich so viele Schlaglöcher auf einer Strecke gesehen und das Fahren, besonders im Dunklen, ist ein Albtraum. Aber: Jamaica hat Charme und ist very cool man!
Cayman Islands
Von hier geht es direkt auf die Cayman Island, die sich als Tauch- und Schnorchel Paradies entpuppen aber an Land eher wenig einladend sind. Die flachen Scheiben sind ein echter Schock nach den grünen Hügeln Jamaicas und nach eingehenden Schnorchel Exkursionen entscheiden wir dann, weiter zu ziehen und nach San Andres zu fahren.
San Andres
Die kleine karibische Perle ist das Urlaubsparadies der Kolumbianer. Die Anfahrt mit dem Boot entlang eines riesigen Korallenriffs, einer Lagune mit türkisfarbenem Wasser und kleinen Inseln mit Sandstrand ist etwas fürs Auge und man versteht die Beliebtheit. Die Fahrrinne bis zum „Hafen“ ist sehr flach und wir bewegen uns im Schneckentempo durch die flache Lagune. Angekommen, legen wir in der Marina an, die im ersten Moment eher wie eine Bretterbude aussieht, sich dann aber als wahres „2nd home“ und Schatzkammer, mit sorgfältig arrangierten Devotionalien, entpuppt. Wir liegen direkt dahinter und fühlen uns wie zu Hause.
Die Atmosphäre ist lateinamerikanisch locker und das Hauptfortbewegungsmittel der Strandbuggy. Mit diesem hat man die kleine Insel sehr schnell umrundet. Fröhlichkeit, Sonne, Sand und Unterwasserwelt, diese Insel ist eine kleine lateinamerikanische Perle.