Reise um die Welt, Teil 22

Bangkok

Bangkok Großstadtleben

35 Millionen Menschen reisen jährlich nach Thailand. Ein großer Teil davon verbringt einige Tage in Bangkok, bevor es weiter nach Siem Riep, Chiang Mai, Krabi oder einem der vielen attraktiven Ziele des Landes geht. Thailand ist beliebt. Es lässt sich günstig leben, an jeder Ecke gibt es herrlich duftendes Essen, es ist ein sicheres Reiseland, die Menschen sind sehr freundlich. Da nimmt man 35 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit in Kauf und lässt sich auch von Menschenmassen nicht abschrecken.

Wir kommen am frühen Morgen, nach einem schlaflosen Flug an. Die Hitze schlägt ins Gesicht und die Fahrt, im klimatisierten Fahrzeug zum Hotel, ist eine Wohltat. Auf dem Weg zurück zu unserem Boot, dass in einer Werft in Brisbane bewacht und, nach 20.000 Seemeilen, einen wohlverdienten Check-up bekommt, reisen wir in Etappen zurück. Die erste ist die 12 Millionen Metropole Bangkok, durch die wir schon einmal vor einigen Jahren, wie die meisten, durchgerutscht sind.

Diesmal wollen wir mehr Zeit in diesem Hotspot verbringen. Beim ersten Abendessen, in einem der tausend Streetfood Restaurants in Hotel Nähe, fragen uns die interessierten Tischnachbarn, was wir denn über eine Woche lang hier machen wollen. Wir wissen es auch noch nicht. Schön wäre es, zu erleben, wie sich das Leben in dieser Großstadt anfühlt. Wir wollen uns überraschen lassen. Und das ist es dann auch, eine angenehme Überraschung, die gleich mit dem Hotelzimmer im 52. Stock des Lebua Hotels beginnt.

Jeder Bangkok Reisende kennt die berühmte Skybar in der 64. Etage, von der aus man einen Rundumblick auf die Skyline genießen kann. Unter uns schlängt sich träge der schlammige Chao Praya. Partydampfer, bunt beleuchtet, heizen den Touristen, zusätzlich zum scharfen Curry, mit Musik ein. Man sieht zuckende Lichter und Menschen, die sich im Takt bewegen. Das Wochenende ist Party time; freitags abends bebt der Asphalt und donnern noch mehr Motorroller und Tuck Tucks durch die Strassen als sonst. Am Sonntag hingegen wird im buddhistischen Thailand Sonntagsruhe gehalten; alle Läden haben geschlossen und so müssen wir uns noch einen Tag gedulden, bis wir uns ins bunte Treiben stürzen können.

Blue Elephant Cooking School
Blue Elephant Cooking School

Kochschule „Blue Elephant“

Die Zeit wird für einen Thai Kochkurs genutzt.  Es war schon immer ein großer Wunsch, zu verstehen, wie die Aromen, die Frische und Schärfe der Speisen zustande kommen. Bevor wir uns in den Raum, der mit Stühlen mit Klapppulten ausgestattet ist, auf denen schon die Rezepte auf uns warten, gehen können, besuchen wir einen lokalen Markt. Wir kaufen Zitronengras, Kafirblätter, Korianderwurzel, Thaibasilikum, Gurken und Frühlingszwiebeln.

Nach unserer Rückkehr in das historische und stilechte Gebäude der Kochschule „Blue Elephant“, bekommen wir eine Schürze ausgehändigt und unsere Lehrerin Chao erklärt uns, hinter ihrem Show Wok, wie man welche Gewürze schneidet oder presst und was man wie, in dem stabilen Malgefäß mit dem Stößel, zu einer Paste verarbeitet. Das ist dann auch das erste Learning. Zerstößt man die Zutaten geduldig und mit Kraft entsteht eine sämige Paste, die dann im Wok, mit etwas Öl und Wasser, zur Soßen Basis unseres ersten „red curry“ mit Hühnchen wird.

In der Küche sind Wokpfannen auf Gasöfen in zwei Reihen aufgebaut. Wir stehen nebeneinander und arbeiten uns durch die perfekt vorbereiteten Zutaten. Stanley, unser amerikanischer „Kochkollege“, hat sichtlich Spaß an dieser Show, die ein überschaubares Versagensrisiko in sich trägt. Alle produzieren hübsche Dim Sums, die ordentlich zugedreht und mit einem gedünsteten Streifen Frühlingszwiebel zugeschnürt werden. Die Gruppe ist mit ihrer Leistung zufrieden; das konzentrierte Gemurmel bei der Arbeit ist fröhlich, das Ergebnis wird stolz präsentiert, ist ansehbar und schmeckt am Ende des Kurses, zu Mittag, auch sehr gut. Mit einer Erinnerungsschürze ausgerüstet, den Rezepten unter dem Arm und um einige Informationen reicher, verlassen wir diesen gastlichen Ort.

Chinese New Year

Chinese New Year
Chinese New Year

Eigentlich wäre das schon genug Erlebnis für einen ersten Tag gewesen, aber heute ist Chinese New Year. Es ist das Ereignis, in der Welt der Chinesen, auf das sich alle wochenlang vorbereiten.  Das werden rote Kleider genäht und gekauft, die Kinderhaare zu perfekten Frisuren geflochten, Essen geschnibbelt, Vorräte eingekauft und dann geht es los, auf die Straße. Ungebremst und ohne Lautstärkeregelung versucht man, besonders soziale Gruppen, auf sich aufmerksam zu machen.

Sie hauen auf die Pauke, singen und vertonen ihre Bedürfnisse, auf der Suche nach Spendern für ihre wohltätige Sache. Hier jammert niemand. Wer spendet, macht sich verdient und erntet das Wohlwollen der Götter. Es werden Kerzen angezündet und Wunschzettel daran gebunden. Alle hoffen auf Wohlstand und ein gutes sorgenfreies Leben im Kreise der Liebsten. Wer möchte das nicht? Die Farbe rot stimmt die Götter willig und eins muss man den Chinesen lassen, sie arbeiten hart für ihr Glück. Nur wer fleissig ist, dem wird die Gunst der Götter zuteil und so wird in den Garküchen gebraten, was das Zeug hält.

Bangkok

Uns freut es, wir genießen perfekt gegrillte Meeresfrüchte an einem Straßenstand. An unserem Klapptisch sitzen wir zwischen einem norwegischen Truckdriver, der sich über deutsche Autobahnen beschwert (was soll man dazu sagen), einem schwedischen Unternehmer, seiner thailändischen Gattin und einer Finanzexpertin aus Hongkong. Wirklich interessant ist die Beschreibung des Lebens in Europa aus Thai Sicht und die Schwierigkeiten, sich mit asiatischen Wurzeln an Kälte, Licht und Reismangel zu gewöhnen. So ist die Welt in Bangkok und das nicht nur an diesem Feiertag.

Klongfahrt und Königspalast

Das touristische Programm mit Klongfahrt und Königspalast darf natürlich auch nicht fehlen. Leider ist der Zeitpunkt schlecht gewählt. Die chinesischen New Year Gäste bevölkern mehrheitlich die Attraktionen. Sie sind genauso leidenschaftlich begeistert vom prunkvollen Gold des Palastes wie wir. Die Selfiekultur treibt Blüten, dabei passt Selbstdarstellung so wenig zum Buddhismus, dass es fast weh tut. Aber so ist es und alle haben sehr viel Spaß dabei.

Bangkok

Als echte Foodies erlauben wir uns ein besonderes kulinarisches Erlebnis. Wie funktioniert Sterneküche in einem Land, in dem auf den Straßen so hervorragend gekocht wird? Mit Mühe erkämpfen wir uns einen Tisch, in einem der Sternerestaurants, denn die Reservierungsliste ist lang und sind begeistert von der Kreativität des jungen Sternekochs und seines Teams. Traditionelle Zutaten wie Tintenfisch werden mit Erdbeeren und Thai Wagyu mit Beeren kombiniert. Auch das traditionelle Kokosnusseis bekommt mit Panna Cotta einen besonderen Drive. Zur Abwechslung gibt es auch mal einen guten Weißwein aus Neuseeland. Wein ist in Thailand kein Standard und bei der Hitze auch wenig verträglich.

Jim Thompson House

Im Thompson House wird thailändische Traditionen lebendig. Der ehemalige amerikanische Geheimdienst Mitarbeiter Jim Thompson kam nach dem Vietnamkrieg nach Thailand und schlug in Bangkok Wurzeln. Er kaufte alte traditionelle Holzhäuser auf und ließ sie wieder aufbauen. Daraus entstand ein wunderschönes Anwesen mit einem Traumgarten, in dem er ein mondänes Leben führte, bevor er in den 60iger Jahre spurlos in den Wäldern Malaysias verschwand.

Er gründete ein Unternehmen, das Seide mit traditionellen Mustern herstellte und das es heute noch gibt. Das, mittlerweile zum Museum umgestaltete Haus, lässt Geschichte lebendig werden. Es ging dann noch weiter auf der Reise in die Vergangenheit. Das Nationalmuseum ist einen Besuch wert. Informationen über die Geschichte des Landes, die ehemalige Hauptstadt Ayuttaha, die Porzellan Manufakturen in Sutokhai und ihre Bedeutung auf den Handelsrouten rund um das chinesische Meer und den Südost Pazifik lassen vieles klarer werden.

Der Einfluss des englischen und holländischen Handels brachte Blütezeiten. Das Volk der Khmer hatte auch im Norden Thailands vor mehr als 300 Jahre zur Gründung von kleinen Städten geführt. Die Geschichte Siams, so der alte Name des Landes, ist allerdings verglichen mit der Weltgeschichte jung. Das Königshaus blickt auf nicht mehr als 200 Jahre Tradition zurück. Prachtvolle Schreine, Sänften, königliche Barken und altes Kriegsgerät geben Einblick in die Hofgeschichte.

Jim Thompson House
Jim Thompson House

Chatouchak Weekend Market

Was macht man, wenn man sich geschichtlich und kulturell aufgeklärt fühlt? Man probiert die berühmten Padhai Nudeln im Tipsamai, geht zu einer traditionellen Thai Massage und lässt sich durch die Strassen treiben. Das endet dann manchmal mit dem Besuch einer der vielen schicken Bars.

Großstadtleben ist anstrengend, der Verkehr und Lärm ermüdend, aber man wird entschädigt durch viele Genuss, Nachtleben, die Begegnung mit interessanten Menschen und nicht zuletzt dem großen Angebot an schönen Dingen, die man braucht oder auch nicht. Die letzte Station dieses wunderbaren Aufenthaltes ist der Chatouchak Weekend Market.

Hier geht man am besten mit einem Rollkoffer einkaufen. Sehr schade, dass wir nicht gerade dabei sind, ein Haus einzurichten. Hier bekäme man alles, vom Waschbecken über Türgriffe bis zum passenden Haustier und einem raffinierten Outfit für die Gästebewirtung. Eine Riesenfläche, natürlich gut ausgestattet mit Essensständen und kleinen Restaurants. Ein Tag ist fast zu wenig. Nach Tagen ziehen wir, randvoll mit Gerüchen und Geschmäckern nach Sydney, den Kopf voller bunter Eindrücke.

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